Max Conze

Die Wünsche und Bedürfnisse unserer Kunden stehen für uns im Mittelpunkt. Im Commerce-Geschäft unserer NuCom Group haben wir 2019 vor allem daran gearbeitet, unsere Angebote noch stärker an den Kundenbedürfnissen auszurichten: Beim Online-Beauty-Anbieter Flaconi haben wir das Sortiment um über 700 Marken erweitert und bieten unsere Produkte nun auch Kunden in Österreich und Polen an. Ein Erfolg: 2019 ging das Umsatzwachstum von Flaconi um 48 Prozent nach oben. Im Bereich Partnervermittlung haben wir bei unserem US-Anbieter eharmony die Technologie der Parship Group eingeführt und verhelfen so den Kunden einfacher und userfreundlicher zu ihrem Liebesglück. Für 2020 erwarten wir uns von dieser jetzt international aufgestellten Gruppe wichtige Wachstumsimpulse.

Im Entertainment-Geschäft ist Content das Herz unserer Strategie: Wir wollen Programme zeigen, die unsere Zuschauer lieben, die für sie relevant und authentisch sind. Denn schließlich erreichen wir jeden Monat 60 Mio Menschen in Deutschland mit unseren Angeboten. Deshalb investieren wir verstärkt in lokale Formate und setzen Schwerpunkte bei Entertainment, Infotainment und Sport. Allein bei ProSieben hatten wir 2019 in der Prime Time 33 Prozent mehr Eigenproduktionen. Dass diese Strategie ankommt, sehen wir an Hits wie „The Masked Singer“: Durchschnittlich 7 Mio TV-Zuschauer pro Folge und mehr als 26 Mio Video Views über alle Plattformen zeigen, dass Live-Fernsehen weiter eine unvergleichbare Kraft hat – das sind Einschaltquoten, wie wir sie sonst nur von der Fußball-WM kennen! Über das Gesamtjahr hatten wir die besten TV-Zuschauermarktanteile seit 2015 und die digitale Sehdauer unserer Programme hat um über 30 Prozent zugelegt.

Gleichzeitig bauen wir unsere digitale Reichweite mit aller Kraft aus, um so den Reichweitenrückgang im linearen TV-Markt zu überkompensieren. Und das geht! Unsere ProSieben-Eigenproduktion „Late Night Berlin“ hat zuletzt mit 59 Prozent die Mehrheit ihrer Sehminuten über Online-Plattformen erzielt – und das bei gleichzeitigen Rekordwerten bei der klassischen TV-Ausstrahlung. Das unterstreicht unsere Strategie: Menschen wollen starke und originäre Inhalte zu jeder Zeit, egal wo und auf welchem Endgerät und trotzdem nicht auf den einen Moment im TV verzichten.

Diesen Weg verfolgen wir auch konsequent mit unserer Streaming-Plattform Joyn. Definitiv ein Meilenstein-Projekt: Joyn ist im Juni live gegangen, wir haben hier also in weniger als einem Jahr ein komplett neues Produkt gebaut. In dieser Zeit ist das übrigens einzigartig in Europa. Und das ist auch das Angebot selbst: In der werbefinanzierten Version bündeln wir Livestreams von 60 Sendern, denn Joyn ist explizit eine offene Aggregator-Plattform, und bieten zusätzlich lokale Originals, TV-Programme als Previews und im Catch-Up. Im November ist außerdem die Abonnenten-Version Joyn PLUS+ gestartet, auf der noch einmal mehr exklusive Produktionen sowie Pay-Sender und HD-Qualität verfügbar sind. Kurz: das größte Freemium-Angebot Deutschlands in einer App. Auch hier haben wir uns klar am Nutzer orientiert. Bei Joyn entscheidet jeder selbst, ob er zahlen möchte oder nicht, ob er Live-TV oder Video-on-Demand-Inhalte schauen möchte. Das unterscheidet uns im Markt – wir sind kein deutsches Netflix und wollen es auch nicht werden. Darauf, dass wir in einem halben Jahr schon über alle Geräte 7 Mio Nutzer für Joyn gewonnen haben, können wir sehr stolz sein!"

Mehr lokale und digitale Inhalte vergrößern unsere Gesamtreichweite, die wir über innovative Werbetechnologien adressierbar machen und damit besser monetarisieren können. Mit unseren sogenannten Addressable TV-Produkten spielen wir Werbung zielgruppengenau aus und adressieren so Werbekunden, die wir bislang nicht erreicht haben, und damit ein Marktvolumen jenseits des klassischen TV-Werbegeschäfts. Das Potenzial: Bis 2022 soll der Markt für Addressable TV und Online-Video in Deutschland im einstelligen Milliarden-Bereich liegen.

Deshalb arbeiten wir intensiv an einer Vielzahl von Projekten im Targeting- und Addressable-TV-Bereich. Im Sommer haben wir mit dem Markt-Launch des „Addressable TV Spots“ einen wichtigen Schritt gemacht. Hier können wir auf allen Sendern einen linearen Eigenwerbung-TV-Spot mit einem adressierbaren Spot überblenden. Gleichzeitig haben wir mit der Mediengruppe RTL das Joint Venture d-force gestartet – damit hat der deutsche Werbemarkt erstmals eine gemeinsame, vollautomatisierte Buchungsplattform für Addressable-TV und Online-Video. Und die Zahlen zeigen, dass das der richtige Weg ist: 2019 sind unsere Umsätze im digitalen und smarten Werbegeschäft um 38 Prozent gestiegen – dieses Tempo wollen wir halten.

Wir treiben unsere Transformation zu einem digitalen, diversifizierteren Konzern mit Nachdruck voran. Der Puls dahinter ist unser passioniertes ProSiebenSat.1-Team. Deshalb möchte ich mich bei jedem Einzelnen bedanken. Für das Engagement und die Leidenschaft, die unser Team tagtäglich in neue Services, Produkte und Inhalte steckt, die ProSiebenSat.1 vorwärtsbringen. Denn Transformation kann nur gelingen, wenn alle mitanpacken und den Mut haben, Altbewährtes zu verändern.

Dieses Mindset haben wir auf unsere Organisation übersetzt und unsere Konzernstruktur seit Januar 2020 agiler gestaltet: Die Holding konzentriert sich jetzt auf rein strategische Aufgaben und gibt ihre bisher operativen Funktionen an die jeweiligen Business-Segmente ab – auf diese Weise machen wir die Segmente eigenständiger und schneller. Wir sind überzeugt, dass wir in dieser Aufstellung am besten auf die kontinuierlichen Veränderungen in unserer Branche reagieren können.

Denn auch 2020 wird das Marktumfeld im TV-Werbegeschäft herausfordernd bleiben. Aber unser Kurs steht – wir richten all unsere Energie auf unsere Zukunftsthemen: mehr und vor allem lokale Inhalte sowie deren digitale Verbreitung, intelligente Werbeangebote und natürlich den Austausch zwischen unserem Entertainment- und Commerce-Geschäft. Deshalb werden wir auch in genau diese Bereiche weiter investieren. Außerdem wollen wir die technischen Plattformen hinter Joyn und d-force in andere europäische Länder expandieren. Dabei spielen Partnerschaften und Kooperationen eine wichtige Rolle – so wie mit General Atlantic bei der NuCom Group, Discovery bei Joyn, RTL bei d-force und TF1 und Mediaset bei Studio71. Entscheidend dabei ist immer, dass wir zusätzliches Wachstum und nachhaltigen Wert schaffen.

Wir sind noch nicht am Ziel, gehen aber in allen kritischen, strategischen Punkten nach vorne – und das schneller als der Großteil unserer europäischen Wettbewerber. Unser Nicht-TV-Werbegeschäft ist 2019 um 12 Prozent gewachsen und macht mittlerweile 52 Prozent unseres Konzernumsatzes aus. Damit sind wir eines der diversifiziertesten Medienunternehmen Europas. 2019 hat gezeigt, dass unsere bewusste Entscheidung, in Zukunftsinitiativen zu investieren, richtig ist. Nur so machen wir unsere Transformation sowie langfristiges Wachstum in Umsatz und Ergebnis für ProSiebenSat.1 überhaupt möglich. Diesen Weg gehen wir auch 2020 unbeirrt weiter, um damit auch unserer Verantwortung unseren Aktionären gegenüber gerecht zu werden. 2020 streben wir an, unser Umsatzwachstum fortzusetzen und unser adjusted EBITDA zu stabilisieren. Hierbei wird die Entwicklung unserer Entertainment-Werbeerlöse eine entscheidende Rolle spielen. In diesem Ausblick sind jedoch die möglichen Auswirkungen, die eine weitere Ausbreitung des Corona-Virus auf Investitionsentscheidungen von Werbekunden haben könnte, nicht berücksichtigt.